Portrait Hermann Assmann
Hermann Assmann

Redakteur, PR- und Social-Media-Manager beim +Pluswerk

Viele Menschen setzen „Open Source“ automatisch mit „kostenlos“ gleich. Tatsächlich sind bekannte Open-Source-Projekte wie der Browser Firefox oder das Betriebssystem Linux für den Endnutzer völlig kostenlos. Streng genommen bedeutet „Open Source“ aber nur, dass der Quellcode öffentlich einsehbar und veränderbar ist - und nicht, dass die Software nichts kostet. Hinter jeder Open-Source-Lösung stehen Entwickler, Infrastruktur und oft auch Unternehmen, die Zeit und Geld in die Software investieren. 

Open Source bezeichnet Software, deren Quellcode öffentlich zugänglich ist. Das bedeutet, dass jeder den Quellcode einsehen, verändern und weiterentwickeln kann. Diese Offenheit ermöglicht Entwicklern und interessierten Nutzern, ohne vorherige Freigabe oder Genehmigung eigene Innovationen und Veränderungen der Software durchzuführen. Doch obwohl Open-Source-Software oft ohne Bezahlung heruntergeladen werden kann, fallen an anderer Stelle Kosten an: für Wartung, Weiterentwicklung, Hosting oder Support. 

Das Missverständnis „Open Source = kostenlos“ rührt von der breiten und kostenfreien Verfügbarkeit von Produkten wie Firefox, LibreOffice oder Linux. Doch auch diese „kostenlosen“ Produkte brauchen Geld: Mozilla, der Herausgeber von Firefox, erzielt Einnahmen durch Partnerschaften mit Suchmaschinenanbietern. Das kostenlose LibreOffice finanziert sich durch Spenden. Weit verbreitete Linux-Distributionen werden von großen und finanzstarken Technologieunternehmen wie IBM weiterentwickelt. 

Meilensteine der Open-Source-Software

1953
entsteht die erste Open-Source-Software: das A-2-Compilersystem des ersten kommerziellen Computers UNIVAC.
1974
wird erstmals gesetzlich klargestellt, dass Computerprogramme dem Urheberrecht unterliegen und lizenziert werden müssen.
1978
entsteht mit der BSD-Lizenz (Berkeley Software Distribution) die erste explizite Open-Source-Lizenz überhaupt.
1989
wird die erste moderne Open-Source-Lizenz von Richard Stallman als "GNU General Public License (GPL)" veröffentlicht.
1998
stellte Netscape den Quellcode ihres kommerziellen Web-Browsers unter eine Open-Source-Lizenz und startete damit das Mozilla-Projekt​.
2012
erzielte „Red Hat“ als erste Open-Source-Firma überhaupt mehr als 1 Milliarde US $ Jahresumsatz.

Typische Finanzierungsmodelle

Viele Open-Source-Projekte finanzieren sich über Support- und Dienstleistungsverträge. Firmen wie Suse (Suse Linux) oder Canonical (Ubuntu Linux) bieten kostenlose Software an und verkaufen dazu passenden professionellen Support, Wartungsverträge und individuelle Anpassungen. Ein anderes Modell ist die duale Lizenzierung: Qt oder MySQL sind als Open Source verfügbar, bieten aber zusätzlich kommerzielle Lizenzen mit erweitertem Funktionsumfang oder ohne bestimmte Lizenzbedingungen an. 

Ein weiteres Modell ist das sogenannte Open-Core-Prinzip: Die Basissoftware bleibt kostenlos, während erweiterte Funktionen, Premium-Add-Ons oder exklusive Features kostenpflichtig sind - wie z.B. bei Docker oder Sidekiq. Auch gehostete Lösungen spielen eine Rolle: Software wie Meteor oder Monica bietet kostenlose Selbstinstallation, aber kostenpflichtiges Hosting. Weiterhin finanzieren sich Open-Source-Projekte auch über Sponsoring oder Community Support, um die Entwicklung langfristig zu sichern. 

Ein geöffneter Laptop-Bildschirm zeigt Code in einem dunklen Texteditor, darunter HTML- und JavaScript-Syntax. Die Tastatur im Vordergrund ist leicht unscharf, während der Bildschirm scharf dargestellt ist. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Softwareentwicklung und Open-Source-Programmierung.
Die Freiheit, den Code einer Software nach eigenem Gutdünken zu verändern, ist der Kern des Open-Source-Gedankens.

Beispiel TYPO3: ein Open-Source-CMS

TYPO3 ist eines der bekanntesten Open Source CMS im DACH-Raum und ein gutes Beispiel dafür, dass Open Source Software nicht automatisch kostenlos ist. Die Finanzierung erfolgt über die TYPO3 Association, die sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert. Ihr Jahresbudget von rund 1 Million Euro fließt in die Weiterentwicklung der Software, Community-Projekte und Marketing. Zusätzlich stellt die TYPO3 GmbH Mittel für die Kernentwicklung zur Verfügung, um langfristig Qualität und Sicherheit zu gewährleisten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Finanzierung von TYPO3 sind kostenpflichtige Dienste und Services. So können TYPO3-Nutzer beispielsweise einen kostenpflichtigen Extended Long Term Support (ELTS) erwerben, um länger Sicherheitsupdates für ältere TYPO3-Versionen zu erhalten. Darüber hinaus gibt es zertifizierte Schulungen und Workshops, die vertiefte TYPO3-Kenntnisse vermitteln. Auch Hosting-Provider bieten spezialisierte TYPO3-Umgebungen an, die eine optimierte Performance für geschäftskritische Websites garantieren. 

Kraftquelle Community Engagement

Neben den kommerziellen Angeboten ist die TYPO3-Community ein wesentlicher Bestandteil für die Finanzierung und Weiterentwicklung des CMS. Freiwillige und Unternehmen leisten Beiträge in Form von Code, Bugfixes und Feature-Entwicklungen. Die Teilnahme an TYPO3-Events wie Code Sprints oder Konferenzen wird häufig von Unternehmen gesponsert. Auch die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing für TYPO3 verursachen Kosten, die ebenfalls durch Fördermitgliedschaften und Spenden gedeckt werden. 

Mehr als 3 Milliarden
Geräte nutzen jeden Monat das quelloffene Betriebssystem Android - damit ist Android die größte Open-Source-Software aller Zeiten.
Über 5 Milliarden US$
Umsatz pro Jahr machen die kommerzielle Linux-Distribution „Red Hat“ zum bisher umsatzstärksten reinen Open-Source-Projekt.
Über 75 Prozent
beträgt die Summe der Marktanteile der wichtigsten Open-Source-Webserver. Nur etwa 1/4 aller Webseiten weltweit laufen auf kommerzieller Serversoftware.

Fazit: Open-Source-Software braucht zuverlässige Investitionen

Open-Source-Software wie TYPO3 bietet Unternehmen und weiteren Anwendern enorme Vorteile: Flexibilität, Unabhängigkeit und eine starke Community. Doch diese Vorteile entstehen nicht von selbst - sie erfordern kontinuierliche Investitionen. Ob durch finanzielle Beiträge, Codebeiträge oder die Teilnahme an Veranstaltungen - Open Source bleibt nur nachhaltig, wenn sich alle Beteiligten aktiv einbringen. Ohne diese Unterstützung könnten wichtige Sicherheitsupdates, Innovationen und Weiterentwicklungen nicht gewährleistet werden. 

TYPO3 zeigt beispielhaft, dass Open Source kein kostenloses Produkt ist, sondern eine gemeinschaftliche Investition. Unternehmen profitieren von der Software, sollten aber auch etwas zurückgeben - sei es durch Mitgliedschaften in der TYPO3 Association, bezahlte Supportverträge oder die Förderung von Entwicklern. Open Source ist kein Selbstläufer, sondern ein Modell, das durch Zusammenarbeit wächst und langfristig digitale Innovation ermöglicht. 

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